Schnelligkeit, Effizienz und Produktivität sind die Götter, die unseren Alltag bestimmen. In Städten und Metropolen lebend, bleibt uns die Natur oft nur in Form von Parks erhalten.
Immer häufiger – insbesondere für die jüngeren Generationen – entfernen wir uns vom natürlichen Lebensraum, verstehen seine Dynamiken nicht mehr und ignorieren die unermesslichen Vorteile, die er uns schenken kann.
In Preidlhof wird die Natur des Ortes noch intensiver erlebbar, weil man sie an der Seite von Irmgard Moosmair entdeckt. Sie ist Natur- und Landschaftsführerin mit Spezialisierung auf Phytotherapie, einschließlich Gemmo- & Aromatherapie sowie der Herstellung natürlicher Heilmittel aus Kräutern. Darüber hinaus ist sie Expertin für Achtsamkeit, Mentoring, Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda und erfahrungsorientierte Pädagogik.
Eine Kindheit im Einklang mit der Natur
Geboren auf einem Bauernhof am Ende des Passeiertals auf 950 m Höhe, wuchs Irmgard gemeinsam mit ihren sieben Geschwistern zwischen Wiesen, Blumen, Wäldern und Kräutern auf. Die Natur war von Geburt an Teil ihres Lebens.
„Meine Mutter war eine große Kennerin der Bergkräuter, die sie sowohl zum Kochen als auch als Heilmittel verwendete. Wir lebten im Einklang mit der Natur, machten alles selbst: Wir kochten Brennnesseln, backten Brot mit Sauerteig aus Roggen- oder Buchweizenmehl“, erzählt sie.
Irmgards ausgeprägte Neugier zeigte sich schon früh, und so kam es zu der damals ungewöhnlichen Entscheidung ihres Vaters, jedes Jahr eine Kuh zu verkaufen, um ihr den Besuch einer Privatschule in Meran zu ermöglichen.
Als Hausmädchen in einer wohlhabenden Familie aus Verona reiste sie durch Europa und Nordamerika und erweiterte ihren Horizont in einer Weise, die für ihre Altersgenossen kaum möglich war.
„Ich wollte immer wissen, was hinter dem Berg, hinter dem See, hinter dem Meer liegt.“
Waldbaden – eine uralte Praxis neu entdeckt



Heute können Gäste von Preidlhof mit Irmgard die ursprünglichsten Wurzeln des „Waldbadens“ entdecken – einer Praxis, die in den letzten Jahren immer beliebter wurde, aber so alt ist wie die Menschheit selbst.
Eine echte Eintauchung in die Wälder, in ihr Licht und in die Düfte der Erde. Eine Verbindung mit den Elementen, die Frieden, Energie, Harmonie und Gelassenheit bringt.
Auf dem Nördersberg, nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt, im Frühling und Sommer oder auf dem Sonnenberg im Herbst und Winter, kann die Praxis von wenigen Stunden bis zu einem halben Tag dauern – das Ziel ist nicht der Endpunkt, sondern die Erfahrungen auf dem Weg.
Immer häufiger lesen wir über die große Heilkraft der Natur. Und dennoch – wie konnten wir uns so weit von ihr entfernen?
Irmgard begleitet die Gäste Schritt für Schritt auf einer Reise, die die Sinne erweitert, die innere Ruhe stärkt, die Schwingungen erhöht und eine tiefe Verbindung zur Natur schafft.
Den Windhauch spüren, innehalten, um den Gesang der Vögel zu hören, das Spiel des Lichts zwischen den Ästen bewundern, den Duft des Waldes einatmen, die Wärme der Sonne auf der Haut fühlen, die Kühle im Schatten der Tannen genießen, den Boden unter den Füßen wahrnehmen, die Feuchtigkeit der Erde erkennen, den Flug der Schmetterlinge verfolgen, sich in den unendlichen Grüntönen verlieren …
Sich der Magie des Waldes hinzugeben, ist eine harmonisierende, entspannende Erfahrung, die regenerierende Emotionen hervorruft und in uns unmerklich eine tiefgreifende Transformation auslöst.
Die Heilkraft des alpinen Räucherrituals

An einem ruhigen Ort hält Irmgard inne, um das traditionelle Ritual des alpinen Räucherns durchzuführen. Dieses dient dazu, störende Energien zu reinigen und den Fluss der eigenen Kräfte zu öffnen – mit harmonisierender, gesundheitsfördernder Wirkung, die tief auf unser Wohlbefinden einwirkt.
Die unbehandelten Kräuter- und Harzmischungen sammelt und pflegt Irmgard selbst. Mit ihrer Empathie und intuitiven Beratung empfiehlt sie die ideale Kombination aus Kräutern, Harzen und Hölzern für die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen.
„Im März gehe ich allein hinaus – mit der Natur und meinen Gedanken – und sammle das alpine Räucherharz: das Harz der Bäume, von Tannen, Lärchen … das ich später für das Räucherritual verwende.
Das Lärchenharz ist zum Beispiel stark und öffnend, während der Wacholder schützend wirkt“, erklärt sie.
„Harz findet man dort, wo Äste abgeschnitten wurden, wo eine Wunde ist. Und so wie das Harz die Wunde des Baumes schließt, hilft es, die Wunden im Körper der Menschen zu heilen.
Manchmal sind Gäste skeptisch, aber der Rauch kann viel bewirken – er dringt dorthin, wo er gebraucht wird, und entfaltet seine Wirkung über Wochen hinweg. Es ist immer ein sehr bewegender Moment.“
Das Ritual findet in der besonderen Atmosphäre des Waldes statt – ohne Essen oder Trinken, nur mit dem Duft des Rauchs, den man auf sich wirken lässt.
Der Rückweg zum Hotel erfolgt in Stille, getragen von der Natur und der eigenen inneren Tiefe.
Leben mit Rhythmus – den eigenen natürlichen Takt wiederfinden



Wie können wir unseren Platz in der natürlichen Welt wiederfinden?
Heute leben wir oft ohne Rhythmus. Wir stehen um 5 oder um 10 Uhr auf, als wäre es dasselbe.
„Im Sommer stehe ich um 5:30 Uhr auf, gieße den Garten, bevor ich ins Hotel gehe, und plane meinen Tag. Zum Frühstück esse ich Brot mit Marmelade, Butter und Honig und trinke zwei Tassen Tee – aus einer Mischung, die ich das ganze Jahr über selbst sammle“, erzählt Irmgard.
Ein Rhythmus ist wichtig, ebenso wie ein Tagesplan. Unser Körper hat eine innere Uhr, die wir allzu oft ignorieren.
„Man sollte um 12 Uhr essen – dann kann die Milz noch optimal die Nährstoffe an die Organe verteilen. Und man sollte langsam essen, den Geschmack bewusst wahrnehmen – so wie es die Praxis des Mindful Eating in Preidlhof lehrt. Danach braucht der Körper Ruhe, damit die Leber sich regenerieren kann, bevor am Nachmittag neue Energie aufgebracht wird und der Tag schließlich langsam ausklingt.“
Ich höre Irmgard zu und erkenne, wie oft unser modernes Leben genau das Gegenteil bewirkt.
Wir sollten uns morgens einen Moment nehmen, um in uns hineinzuhören – um zu spüren, wie wir den Tag beginnen und gestalten wollen, ohne von der ersten Sekunde an gehetzt zu sein.
„Manchmal muss man etwas ändern, etwas weglassen. Manchmal muss man zurückgehen – nicht immer nur vorwärts“, schließt Irmgard.
Und in diesen Worten spüre ich die ganze Kraft der Einfachheit – jener kraftvollen Einfachheit, die aus der beständigen und tiefen Weisheit eines Menschen entspringt, der sich selbst und die Natur wirklich kennt.